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Ökumenisch-spiritueller Gang vom Alten zum Neuen Dom in Mainz

"Da begegnen sich Erde und Himmel"

Innehalten in den Grabungen von St. Johannis - die eigene Taufe bedenkend

Zu einem Stadtgang der besonderen Art luden Gregor Ziorkewicz, Pfarrer für Stadtkirchenarbeit an St. Johannis, und Johannes Brantzen, bischöflicher Zeremoniar am Mainzer Dom, ein. Der ökumenisch-spirituellen Gang zwischen der St. Johanniskirche, dem Alten Dom zu Mainz, und dem Neuen Dom St. Martin setzte sich mit der Geschichte der beiden Gotteshäuser auseinander und nahm auf Entdeckungsreise mit.

Erste Station war die St. Johanniskirche, über die Ziorkewicz zu den derzeitigen Grabungsarbeiten berichtete. Der Kirchenbau präge seit bereits 1400 Jahren das Mainzer Stadtbild. „Hier wurden Menschen getauft, hier wurden Könige gekrönt, Messen wie evangelische Gottesdienste gefeiert“, so Ziorkewicz. Erst seit knapp 200 Jahren ist die Johanniskirche evangelisches Gotteshaus, und so erzählt sie ihre ganz eigene Geschichte über Parallelen und Gegensätze beider Konfessionen. „Zur Zeit spüren wir in einer aufwendigen Untersuchung unserer eigenen Geschichte nach. Immer wieder wurde die Johanniskirche angepasst an neue Formen der Liturgie und der Theologie, aber auch an die Bedürfnisse der Menschen.“ Doch nicht nur die Geschichte des Ortes selbst, sondern auch der Namenspatron, Johannes der Täufer, erinnert an die ökumenische Verbundenheit: „In der Taufe sind wir mit Christus und mit dem ganzen Volk Gottes verbunden“, betonte Brantzen.

 

Die nächste Etappe führte in einer evangelisch-katholischen Prozession über den Leichhof hin zum Hof des Chorhauses am Dom. Früher seien der Alte und der Neue Dom durch einen Paradiesgang miteinander verbunden gewesen, berichtete Ziorkewicz. An diesem Ort zwischen den Domen wiesen die Referenten auf die Vielfältigkeit beider Konfessionen mit Blick auf das Reformationsjubiläum im kommenden Jahr hin: „Was lag zwischen uns? Was liegt noch immer zwischen uns? Was verbindet, was eint uns?“ Doch auch der eigene Lebensweg sei immer wieder von Veränderungen geprägt. „Unser Leben ist immer ein Navigieren durch die Welt“, konstatiert Brantzen. Inmitten des Stadttrubels dachten die Teilnehmenden darüber nach, was sie durchs Leben trägt, und verbildlichten ihre Überlegungen mit bunten, selbst beschriebenen Pfeilen.

 

Letzte Station des Stadtgangs war der Neue Dom St. Martin, der eigens für den Stadtgang geöffnet wurde. Im Ostchor des seit über 1000 Jahren bestehenden Gebäudes erwartete die Besucher eine Himmelsleiter aus Kerzen, die sie selbst durch das Entzünden weiterer Kerzen erweiterten. Die musikalische Begleitung übernahm Mark Schwarzmayr am Saxophon in St. Johannis und Thomas Höpp an der Orgel in St. Martin. Bereichert wurde der Nachmittag in ökumenischer Verbundenheit außerdem durch Gesang, Psalmen und Lesungen. Es sei gerade die Verschiedenheit, die beide Konfessionen nicht voneinander trenne, sondern sie füreinander interessant mache, und gerade darin können beide Seiten viel voneinander lernen, so das Fazit der Referenten.


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