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Ein Stadtgang in Mainz

Evangelische Spuren in Mainz

200 JAhre Stadtgang

Interessierte Stadtgänger

"200 Jahre Rheinhessen" bedeuten auch 200 Jahre evangelisches Leben in Mainz. Ein Stadtgang durch die Mainzer Innenstadt lud ein, Spuren davon zu entdecken.

Startpunkt war die Altmünsterkirche, in der sich am 2. Mai 1802 die erste damals zugelassene evangelische Gemeinde gründete. Gemeinsam feierten dort Lutheraner und Reformierte einen unierten Gottesdienst. Weiter ging es zum Erthaler Hof. In dem Adelspalais hatte ab 1802 Jeanbon St. André seinen Sitz, der dort als französischer Präfekt von Napoleon eingesetzt war. St. André prägte nachhaltig Mainz und das ihm unterstellte Département. Selbst Protestant, förderte und unterstütze er auch die Evangelische Gemeinde in Mainz.

Nächster Halt war in der Schießgartenstraße beim Haus des ehemaligen Evangelischen Vereins. Hier stand die diakonische Arbeit in Geschichte und Gegenwart im Mittelpunkt des Spaziergangs. Eine besondere Rolle spielte dabei Heinrich Bechtoldsheimer, einer der ersten Arbeiterpfarrer, der auch gerne als Vater der Industrieseelsorge in Mainz bezeichnet wird.
Vorletzte Station war die Mainzer Christuskirche. Der prächtige, 1906 eingeweihte Bau bezeugte zu Beginn des 20. Jahrhunderts die steigende Bedeutung der evangelischen Christen in Mainz. So gab es zu diesem Zeitpunkt bereits zwei evangelische Gemeinden. Im Dritten Reich versammelte sich dort die „Bekennende Kirche“ unter dem späteren Propst Karl Trabandt. 1933 war Trabandt Pfarrer an der Christuskirche und widersetzte sich gemeinsam mit Theologen aus ganz Deutschland der Umstrukturierung und dem Neuaufbau der evangelischen Kirche nach dem Führerprinzip.

Der letzte Weg führte zur St. Johanniskirche, dem alten Dom von Mainz. Die Mainzer Johanniskirche ist eine der ältesten Kirchen nördlich der Alpen. Wie Ausgrabungen und wissenschaftliche Untersuchungen belegen, reichen die Anfänge des Gebäudes bis in das 5. Jahrhundert zurück. 1830 wurde er den Evangelischen als Gottesdienstraum in unmittelbarer Nähe zum „neuen Dom“ überlassen.

„Es ist immer wieder überraschend, wie facettenreich 200 Jahre rheinhessische Geschichte ist. Das zeigt sich gerade in einer großen Stadt wie Mainz“, erklärt Gregor Ziorkewicz, Stadtkirchenpfarrer an St. Johannis, der den Stadtgang zusammen mit Isa Mann, Referentin für Erwachsenenbildung, ausgearbeitet hat. „Der Stadtgang auf evangelischen Spuren beleuchtet spannende Aspekte dieser Zeit.“ Auch die Teilnehmer zeigten sich begeistert: „Ich bin schon so oft durch Mainz spaziert, doch heute habe ich viel Neues über die Stadt und ihre kirchlichen Gebäude erfahren“, erklärt einer davon. Da es noch viele weitere evangelische Stationen in der Landeshauptstadt zu entdecken gibt, soll das Format im nächsten Jahr weitergeführt werden – dann zum Reformationsjubiläumsjahr vielleicht auf den Spuren der Mainzer Reformatoren.


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