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Johanniskantorei zu Besuch im Alten Dom St. Johannis

Johanniskantorei zu Besuch in St. Johannis

Stufen hinabsteigen, schauen und staunen: In der St. Johanniskirche erlebten Sängerinnen und Sänger ihrer Kantorei eine Chorstunde der besonderen Art. Bei einem informativen Rundgang mit Dr. Guido Faccani als wissenschaftlichem Forschungsleiter erfuhren sie viel Wissenswertes über den „Alten Dom von Mainz“, in dem seit 2013 viele spektakuläre Funde gemacht wurden.

Für Guido Faccani, wissenschaftlicher Leiter der Grabung, sei hier „ein Eldorado“, sagte der Experte. Mit seinem Team sei er „nicht nur der Geschichte dieser Kirche auf der Spur, sondern des Christentums in Mainz insgesamt.“ Bis ins Ende des ersten Jahrtausends gehe das Mauerwerk zurück, einst gab es beheizbaren Fußboden.

Welcher Luxus, fand die Gruppe am kalten Januarabend. Dekanatskantor Volker Ellenberger nahm es mit Humor: „Als ich damals die Orgelempore verlassen habe, muss ich wohl das Fenster offen gelassen haben.“

Im Zuge der Grabungskampagne musste zwar vieles weichen, doch immens ist der Gewinn an Erkenntnissen, bei hunderttausenden von Fundstücken, die inzwischen ausgegraben und aufgezeichnet wurden. Kenntnisreich erläuterte dies der Ausgrabungsleiter und zeigte einen neuen Film zur 3D-Rekonstruktionen der hiesigen Bau- und Glaubensgeschichte.

Auch andere Besuchergruppen können die Dokumentation auf einem Monitor im Ostchor der Kirche anschauen, zudem führen Baustege durch das Kirchenschiff. Eine neue Ebene wurde im Westchor installiert, um diesen Bereich wieder für kleine Gottesdienste und Veranstaltungen nutzen zu können.

Während die Forscher einer geplanten Sarkophagöffnung als Herausforderung entgegensehen, steht für die Kantorei ein Fernsehgottesdienst am Ostermontag im Kalender, der live aus St. Johannis übertragen werden soll. Auch Vorfreude auf ein Konzert ist spürbar, für das intensiv geprobt wird: Am 12. Mai erklingen Psalmen und Hymnen von Monteverdi.

Dankbar sind Volker Ellenberger und die Johanniskantorei für die Gastfreundschaft, auch seitens der Paulusgemeinde, wo geprobt werden kann. Zudem ist der seit 1991 hier aktive Chorleiter froh, dass so viele Sängerinnen und Sänger über viele Jahre hinweg die Treue halten. Ein großer Freundes- und Bekanntenkreis zu sein zeichne die Kantorei aus, findet er, neben „musikalischen Eroberungsfeldzügen“, mit denen man sich einen Namen gemacht habe.

Die rund 50 Aktiven mehrerer Generationen würden sich über weitere Verstärkung freuen: „Wer Gottes Odem hat, Zeit und Energie einbringen möchte, ist willkommen“, wirbt Volker Ellenberger. Etwas Wehmut schwang mit bei Erinnerungen an frühere Proben und Auftritte; groß ist der Wunsch, wieder ein festes Zuhause als Chor zu haben: „Eine schöne Kirche haben wir verlassen, eine bedeutsame sollen wir zurückerhalten – darauf baue ich“, betonte er.

Dieser Hoffnung schließt sich auch Dekan Andreas Klodt an, der zum Abschluss eine Andacht mit dem Chor feierte. „Sie werden weinend kommen, aber ich will sie trösten und leiten“: Der Losungsvers enthielt viel Symbolik. Gemeinsamer Gesang - „Wie schön leuchtet der Abendstern“ - erfüllte die ehrwürdigen Mauern.


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