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Alter Dom St. Johannis

Wiedereinzug beginnt

Mitten in der Baustelle entsteht ein Gottesdienstraum

Kirchengemeinde kehrt nach St. Johannis zurück - Nach sechs Jahren der Grabung, Forschung und Dokumentation: Am Sonntag, 14. April, wird im Alten Dom von Mainz wieder Gottesdienst gefeiert - ARD-Fernsehgottesdienst am Ostermontag

Gottesdienste in der Augustinerkirche, andere Aktivitäten ausgelagert in die Maria-Ward-Kapelle, ins Priesterseminar oder ins Pfarrheim der Paulusgemeinde: Seit 2013 bei Renovierungsarbeiten immer deutlicher zu Tage trat, dass es sich bei dem historischen Gebäude am Bischofsplatz um den Vorläufer des Mainzer Doms handeln muss, konnte die St.-Johannis-Gemeinde an die Nutzung ihrer eigenen Räume oft gar nicht denken. Nun sind die Grabungen weitgehend abgeschlossen, nur noch baubegleitend wird geforscht. Und, wenn auch vorerst nur einmal im Monat: Die Kirchengemeinde kehrt in ihre Räume zurück.

Sechs Jahre lang hatte das Gelände Wissenschaft und Forschung gehört, neben Gemeindemitgliedern gingen Grabungsteams aus Archäologen, Bau- und Kunsthistorikern ein und aus. Nun erlauben Metallstege, das Gebäude wieder immer stärker zu nutzen. Mit einem Gottesdienst am Sonntag, 14. April, 11 Uhr, mit Dekan Andreas Klodt, Gemeindepfarrer Volker Truschel, der die 2200 Seelen zählende Gemeinde betreut, dem Pfarrer für Stadtkirchenarbeit Gregor Ziorkewicz sowie der Johanniskantorei unter Leitung von Dekanatskantor Volker Ellenberger kehrt die Gemeinde in ihre Kirche zurück.

Bereits am Freitag, 12. April, um 12.30 Uhr hält Ziorkewicz eine "Andacht zur Marktzeit" mit Texten und Musik. Am Ostersonntag, 21. April ab 6 Uhr morgens feiert Volker Truschel erstmalig wieder die Osternacht mit der Gemeinde in St. Johannis, anschließend gibt es ein Frühstück. Und am Ostermontag, 22. April, 10 Uhr, findet ein großer Fernsehgottesdienst statt, der live in der ARD übertragen wird.

Anschließend sind, zunächst einmal pro Monat, folgende regelmäßige Veranstaltungen in St. Johannis geplant: an Sonntagen um 11 Uhr ein Gottesdienst, an Freitagen um die Mittagszeit eine kurze Besinnung mit Texten und Livemusik, und an Samstagen um 11.30 Uhr eine öffentliche Führung, für die keine Anmeldung erforderlich ist (Auftakt-Termine siehe unten, Folgetermine unter (www.alter-dom-mainz.de).

Auch wenn die meisten Gottesdienste weiterhin in der Augustinerkirche gefeiert werden: Für die Gemeinde geht damit eine lange Durststrecke ihrem Ende entgegen, die an ihrem Anfang nicht abzusehen war. Denn dass historische Funde auftauchten, als 2013 eine neue Heizungsanlage installiert werden sollte in dem Gebäude, habe zunächst niemanden überrascht, berichtet Ziorkewicz im Rückblick. Das kennt man, das ist so gut wie immer so, wenn im innersten Herzen der Mainzer Altstadt gegraben wird. Doch in St. Johannis nehmen die Arbeiten einen anderen, unerwarteten Verlauf. Denn hier zeigt sich recht schnell, dass auf diesem Gelände mehr als ein paar Mauerreste zu dokumentieren, zu fotografieren und wieder zuzuschütten sind. "Wir machten immens viele und enorm prachtvolle Funde", erinnert sich Ziorkewicz.

Anfangs laufen Grabungen und Aktivitäten der Kirchengemeinde noch parallel. Doch bald kommen Bodenreste aus der Antike und aus dem Frühmittelalter zum Vorschein, mehr als 200 mittelalterliche Grabstätten in- und außerhalb der Kirche tauchen auf. 2015 muss die Gemeinde vollständig das Feld räumen. Derweil sind die Grabungsteams mit bis zu 20 Leuten vor Ort. Grabungsleiter Dr. Guido Facciani zieht von der Schweiz nach Mainz, um noch präsenter sein zu können bei dem archäologischen Projekt, das als eines der spannendsten in Deutschland gilt.

Seit Herbst wird nun lediglich noch baubegleitend geforscht. Mehr als 500.000 Fundstücke sind geborgen, dokumentiert und inventarisiert, darunter reich verzierte frühmittelalterliche Schrankenplatten, mittelalterliche Stuckskulpturen und Verputzfragmente unterschiedlicher Zeitepochen (Beispiele unter www.alter-dom-mainz.de/entdeckungen). Im Keller der Mainzer Christuskirche und in einer rheinhessischen Scheune werden sie vorerst aufbewahrt. Fast wie zum krönenden Abschluss legte das Team kürzlich noch einen verzierten steinernen Sarkophag frei, in dem womöglich der vor mehr als 1000 Jahren verstorbene Mainzer Erzbischof Erkanbald bestattet ist. Am Dienstag, 4. Juni, soll der Deckel angehoben und damit vermutlich ein weiteres Geheimnis gelüftet werden.

Wie genau indes die Zukunft aussieht für die Kirche, die sich als älteste weitgehend erhaltene frühmittelalterliche Bischofskirche nördlich der Alpen entpuppte, und die der Fundstücke, die vom römischen Mauerstein über das mittelalterliche Grabstein-Fragment bis zu der neuzeitlichen Ofenkachel reichen, ist noch ungewiss. In wenigen Monaten soll das Nutzungskonzept vorliegen, das eine achtköpfige Steuerungsgruppe mit Mitgliedern aus Leitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Synode, Dekanat und Gemeinde derzeit zu dieser Frage erarbeitet.

Auf jeden Fall wird es regelmäßige Führungen geben, an denen jedermann ohne Voranmeldung teilnehmen kann, kündigt Ziorkewicz an. Und für Dekan Andreas Klodt steht eines fest: "Die Gemeinde kehrt zurück."

In nächster Zeit geplante Veranstaltungen im Alten Dom St. Johannis

 

Freitag, 12. April, 12.30 Uhr: MittagsZeit Andacht von Pfarrer Gregor Ziorkewicz mit Texten und Musik

Sonntag, 14. April, 11 Uhr: Festgottesdienst mit Johanniskantorei, anschließend Empfang

Ostersonntag, 21. April, 6 Uhr: Osternacht, anschließend Frühstück, mit Pfarrer Volker Truschel

Ostermontag, 22. April, 10 Uhr: Fernsehgottesdienst mit Live-Übertragung in der ARD mit Dekan Andreas Klodt, Kantor Volker Ellenberger und Johannis-Kantorei

Samstag, 27. April, 13.30 Uhr: Offene Führung


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