Auf den Spuren Albert Schweitzers im Elsass
Ein Leben für die eine Welt
40 Interessierte, die der Einladung der Ehrenamtsakademie Mainz gefolgt sind, lernten den promovierten Theologen, begeisterten Organisten, Bachkenner und Orgelspezialisten näher kennen, der mit 30 Jahren noch Medizin studierte, um den Menschen in Afrika helfen zu können.
Gregor Ziorkewicz, Pfarrer für Stadtkirchenarbeit an St. Johannis, führte die Gruppe zusammen mit Bildungsreferentin Isa Mann zu verschiedenen Stationen. Im Musée du Docteur Albert Schweitzer konnten sie viele originale Ausstellungsstücke, wie beispielsweise die berühmte Hemdfliege und den Tropenhelm des berühmten Urwalddoktors, bewundern.
Schweitzer blieb zeitlebens mit seiner Heimat verbunden und kaufte später für sich und seine Frau ein Haus im wenige Kilometer von Kayserberg entfernten Günsbach, wo er während seiner Europaaufenthalte lebte und wovon er zu seinen vielen Orgel- und Vortragsreisen in Europa aufbrach.
Eindrücklich wurde die enorme Aufbauleistung des Spitaldorfes im afrikanischen Staat Gabun vor Augen geführt. Insbesondere beeindruckte die Mitreisenden, dass Schweitzer sich während der Hochphase der Kolonialisierung der europäischen Staaten, also in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg, zu diesem Schritt entschloss. Die Ausbeutung und den Egoismus Europas prangerte er in einer Predigt scharf an.
In der St. Thomaskirche findet man das Original-Manual, an dem Schweitzer in seiner Straßburger Zeit spielte. Während seines Studiums in Paris lernte er Charles-Marie Widor kennen, bei dem er seit 1893 Orgelunterricht nahm. Gemeinsam teilten sie die Begeisterung für Bach und Schweitzer übersetzte die Bachschen Choraltexte für seinen Lehrer ins Französische. Er selbst schrieb eine Bachmonografie zunächst auf Französisch, später dann auch auf Deutsch. Die Auseinandersetzung mit dem Werk Bachs brachte es mit sich, dass er ein großer Kenner des Orgelbaus wurde und deshalb für viele Kirchen Orgelexposés verfasste. So gilt er als Retter der Silbermannorgel an der Thomaskirche in Straßburg.
Tritt man aus der Kirche heraus, kann man einen Blick auf die Fenster im Thomasstift werfen, hinter denen Schweitzer gewohnt, studiert und gelehrt hat. Mit seiner Schrift über die sogenannte Leben-Jesu-Forschung machte er sich als Wissenschaftler und Theologe einen Namen. Dort, so sagt man, reifte sein Entschluss, als Arzt nach Gabun zu gehen und dafür noch Medizin zu studieren.
Letztendlich machte Albert Schweitzer in allen drei Disziplinen, Theologie, Medizin und Musik jeweils seinen Abschluss als Doktor. Gerade die Vielschichtigkeit des Wirkens Schweitzers, verbunden mit dem Besuch der Orte im Elsass, an denen er wirkte und lebte, faszinierte viele Mitreisende. Er trat für seine Ideen ein, die ihn nach dem Zweiten Weltkrieg auch zu einem überzeugten Pazifisten machten. Für dieses umfassende Engagement erhielt er 1953 den Friedensnobelpreis.
Schweitzer, der sich als „Weltbürger“ verstand, hat mit seinem Begriff „der Ehrfurcht vor dem Leben“ eine Handlungsmaxime aufgestellt, die viele Menschen bis zum heutigen Tag begeistert, auch die Teilnehmenden der Reisegruppe.