St. Johannis eine der vielen Stationen dieser traditionellen Stadtrallye
Konfitage: 330 Jugendliche erkunden Mainz
Viola, Niklas und Helena stehen hinter dem Altar der Christuskirche und beraten sich: Sie kommen alle drei aus der Evangelischen Kirchengemeinde Weisenau und sollen gleich vor einer Kamera erzählen, was ihnen an Mainz gefällt und was noch verbessert werden kann.
Hinter der Kamera hat sich Pfarrerin Bettina
Klünemann in Position gebracht und erklärt: „Am besten sagt ihr zunächst
eure Namen und woher ihr kommt und fangt dann an. Wichtig dabei ist,
dass ihr in die Kamera schaut. Stellt euch einfach vor, dass in der
Kamera jemand sitzt.“
Viola streicht sich die Haare aus dem Gesicht,
schiebt ihre Schultern etwas nach hinten und fängt an zu sprechen: „Ich
finde es schön, dass es in Weisenau wieder eine
Mädchenfußballmannschaft gibt und ….“ Sie gerät ins Stocken. Macht
nichts. Die Sequenz wird einfach noch mal aufgenommen: „Ich finde es
gut, dass es in Weisenau eine Mädchenfußballmannschaft gibt“, setzt sie
erneut an. „Und ich würde mir wünschen, dass es mehr Grünflächen und
Bäume gibt.“ Jetzt passt der Satz. Als nächstes ist Helena dran.
Viola, Niklas und Helena sind drei von mehr als 330
Konfirmandinnen und Konfirmanden, die an einer Stadtrallye durch Mainz
teilnehmen. Organisiert werden die Mainzer Konfi-Tage vom Evangelischen
Stadtjugendpfarramt. Drei Tage sind zahlreiche ehren- und hauptamtliche
Mitarbeiter dabei im Einsatz. In kleinen Gruppen müssen die Konfirmanden
unterschiedliche Stationen in Mainz besuchen – viele kirchliche und
soziale Einrichtungen sind darunter, aber auch der Weltladen, das
Umweltinformationszentrum in der Dominikanerstraße, der Landtag und
mehrere Gedenkstätten, etwa das ehemalige jüdische Viertel in der
Klarastraße.
An den Stationen warten verschiedene Aufgaben: Vom
Turm der Christuskirche aus müssen fünf Sehenswürdigkeiten der Stadt
bestimmt werden, im Umweltinformationszentrum soll der Müll richtig
getrennt werden, woanders befragen die Jugendlichen die Mainzer zum
Fair-Trade-Siegel und im Landtag beschäftigen sie sich mit
jugendrelevanten Fragen.
Erstmals sind in diesem Jahr auch zwei Stationen zur
vegetarischen Ernährung und zur Hungerproblematik mit dabei – etwa das
Hunger-Detektiv-Spiel im Vorraum der Christuskirche. Neun Fotos sind
hier verteilt. Auf einem ist ein junges afrikanisches Mädchen mit seiner
Mutter zu sehen. Das Mädchen ist sehr mager, es sieht krank aus. Die
Konfirmanden verteilen sich im Vorraum der Kirche, überlegen gemeinsam,
welche Geschichte jedes Bild erzählt.
Den jungen Leute soll die Ungleichheit in der Welt
bewusst werden: Überflussgesellschaft hier, Hungerkatastrophe und
Bürgerkrieg dort. Woanders ist ein mit Nahrungsmitteln reich gedeckter
Tisch aufgebaut: Möhren, roter Schinken und saftige Brezeln leuchten -
beim Näherkommen sieht man, dass alles nur aus Plastik ist. Stephane
Kouassi von Brot für die Welt betreut diese Station: „Wir fragen die
Jugendlichen, was man essen sollte, um sich ausgewogen zu ernähren. Und
wir wollen auch zeigen, dass unser hoher Fleischkonsum ein Grund für den
Klimawandel ist.“
Der Mainzer Jugendpfarrer Dirk Strobel ist mit den drei Konfi-Tagen sehr zufrieden. „Es lief sehr gut. Die Jugendlichenwaren motiviert bei der Sache. Uns ist ein bunter Mix an Stationen und Aufgaben gelungen: Stadterkundung war dabei, Spiele, aber auch ernste Stationen, die zum Nachdenken anregen. Jetzt freuen wir uns auf die große Konfi-Party, die im Dezember in Gonsenheim stattfindet!“